NAM ’23 - Teil 22: Die Wasserwerke von Ghanzi als Retter in der Not

Unser heutiges Ziel war die Palm Afrique Lodge in Ghanzi. Diese Lodge war - im wahrsten Sinne des Wortes - eine Tagesreise entfernt.

Wir brachen bereits um 06:30 Uhr auf, denn wir wussten nicht, was uns erwarten würde. Es kam, wie es kommen musste: Bodenwellen und Spurrillen auf übelsten Sandpisten. Erholung brachten nur die kurzen Wege durch die Pfannen.

Einen Vorteil hatte diese Route - wir bekamen doch noch etwas mehr Fauna und Flora zu Gesicht.

Gut eine Stunde nach Abfahrt bot sich dieses Bild: Gnus, die sich offenbar nichts mehr zu sagen haben

Schön anzusehen, aber was ist das?

Schakal am Wasserloch der Piper Pan

Ordentlich durchgeschüttelt kamen wir nach 6 Stunden Fahrt am Xade Gate an.

Um 12:35 Uhr endlich das Xade Gate. Das erste Gate auf unserer Reise, an dem wir niemanden antrafen. Wir haben uns dann kurzerhand in das Buch der Abreisenden eingetragen und waren damit von der Kalahari abgemeldet.

 

Für die nächsten ca. 60 km sprach unsere Tracks4Africa-App von “Deep Sand” - und sollte recht behalten. Immerhin hatte die Piste zwei Spuren, wobei wir die rechte wählten, da die linke nicht durchgehend vorhanden war. Die natürliche, sandige “Verkehrsinsel” zwischen den beiden Spuren war überwiegend bewachsen. Zur Vermittlung des “Fahrerlebnisses” soll das eingebettete Video dienen.

Auf die Dauer fühlten wir uns auf der rechten Spur unwohl, denn schließlich gilt in Botswana Linksverkehr. Und wenn uns jemand entgegenkommen sollte, war das Ausweichen schwierig. An einer Stelle ohne Bewuchs auf der “Verkehrsinsel” und in dem Versuch, einer bereits vorhandenen Spur zu folgen, wollten wir von der rechten auf die linke Spur wechseln. Nur leider setzte unser Toyota auf der “Verkehrsinsel” auf, und die Räder hatten nur noch Kontakt zu losem Sand, den sie fleißig in die Luft wirbelten - “aufgesetzt” nennt man das wohl.

Ende Gelände: Wie kommen wir da wieder raus?

Das Fahrzeugthermometer zeigte 41 Grad für die Außenluft. Ideale Bedingungen, um ein Fahrzeug auszubuddeln. Unsere mit gemieteten Sandmatten kamen zum Einsatz (siehe Bild), um den Rädern wieder Boden unter den Füßen zu verschaffen. Das half aber leider nicht.

Auf der gesamten heutigen Fahrt hatten wir nur in der Piper Pan ein anderes Auto auf einem Stellplatz gesehen. Doch wieder hatten wir Glück. Nur wenige Minuten nach dem gescheiterten Versuch mit den Sandmatten näherte sich hinter uns ein anderer Toyota Hilux. Die Besatzung bestand aus drei Mitarbeitern der Wasserwerke von Ghanzi, die auch nicht lange fackelten und uns bei der Bergung halfen. Während einer der Herren gleich den Spaten schwang, sagte ein anderer: “We need a rope!” Das Abschleppseil gehörte zu unseren Fahrzeugutensilien und war schnell an den beiden Toyotas angebracht. Der eine Toyota zog, während ich im Rückwärtsgang in unserem Toyota Gas gab. Drei Mann schoben unterdessen das Fahrzeug an der Motorhaube. Mit vereinten Kräften bekamen wir das Fahrzeug frei. Überglücklich drückten wir den drei Herren 100 Pula (etwa 7€) in die Hand, was ein durchaus ordentliches Trinkgeld war.

Den restlichen Weg bis Xade legten wir auf der linken Spur zurück - und sahen kein einziges Auto. Das Zusammentreffen mit den Wasserwerken von Ghanzi war ein riesiger Glücksfall.

Bei Xade angekommen, endete endlich auch die Sandpiste und wurde zu einer gut befahrbaren Schotterpiste. Zunächst war wieder einmal der Luftdruck der Reifen zu erhöhen. Während des Aufpumpens mit dem Kompressor tauchte eine Frau mit vier Kindern (eines davon wurde getragen) auf. Sie waren zu Fuß unterwegs und machten einen ärmlichen Eindruck. Wir drückten ihnen einen noch versiegelten Kanister mit fünf Litern Wasser, einige Frühstückskekse sowie Reste unserer aus der Deception Pan übrig gebliebenen Spaghetti sowie die Flasche Ketchup in die Hand. Die Kinder machten einen sehr glücklichen Eindruck. Unklar bleibt, wohin sie ihr Weg - jetzt schwer bepackt - führte.

Deutlich sympathischer als der “deep sand”: die Schotterpiste nach Ghanzi

Gegen 16:40 Uhr - mehr als zehn Stunden nach unserer Abfahrt - erreichten wir die Lodge, die im Vergleich zu unserem Stellplatz in der Kalahari mit ihrem gepflegten Rasen einen nahezu paradiesischen Eindruck machte. Wir haben gleich Abendessen und Frühstück gebucht, um die Rückkehr in die Zivilisation ein wenig zu feiern. So ganz waren wir allerdings noch nicht wieder in der Komfortzone angekommen, denn diese Nacht war letztmalig das Dachzelt angesagt.

Unser Stellplatz auf der äußerst gepflegten Anlage der Palm Afrique Lodge.

Nur wenige Meter von unserem Stellplatz entfernt hatte ein Mitarbeiter der Lodge eine schmerzhafte Begegnung mit einem Skorpion. Nur einer der Gründe, warum ich während der gesamten Tour mit schweren Wanderstiefeln unterwegs war, die ich nachts mit ins Dachzelt nahm, um keine gefährlichen Untermieter anzulocken.

Vor dem Abendessen konnten wir endlich wieder duschen. Im Deception Pan Camp fehlte ja der notwendige Eimer dazu, so dass es für die drei Nächte bei einer Katzenwäsche blieb.

Schön eingerichtet: die Duschen für die Camper der Palm Afrique Lodge

Das Abendessen wurde als Buffet serviert und war vorzüglich. Unser direkter Stellplatz-Nachbar war ein netter Deutscher, der alleine unterwegs war. Ihm haben wir einen Kanister Wasser gegeben, den wir in unserer kurzen verbleibenden Zeit nicht mehr aufbrauchen konnten.

Ausgestattet mit der nötigen Bettschwere ging es zum letzten Mal ins Dachzelt. Mein Zelt gab plötzlich ein krachendes Geräusch von sich. Vermutlich hatte sich eine der Nieten gelöst. Ein weiterer Werkstattbesuch war aber nicht erforderlich. Morgen standen der Grenzübertritt nach Namibia und die Fahrt zur Okambara Elephant Lodge an.

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